Denker der 3. Generation

Hans Mayer

Geboren am 07. Feber 1879, gestorben am 28. Oktober 1955.

Leben

(* 7. Februar 1879 Wien; † 28. Oktober 1955 ebenda); Geboren und aufgewachsen in Wien, promovierte Mayer 1907 in Rechtswissenschaften und war bis 1911 – unterbrochen von einem einjährigen Studienaufenthalt in Heidelberg – in der österreichischen Finanzverwaltung tätig. Mayer wurde nie habilitiert. In seinem Personalbogen findet sich dazu eine knappe Notiz: „Noch vor Durchführung der Habilitierung an der Universität aufgrund unveröffentlichter Manuskripte (Theorie der Preisbildung) Berufung als außerordentlicher Professor an die Universität Freiburg“. Im Anschluss an Freiburg ging er 1914 an die Deutsche Technische Hochschule in Prag. Nach Kriegsende fungierte er als Leiter der Budgetsektion im Staatsamt für Heerwesen in Wien, übernahm 1921 eine Professur in Graz und wurde 1923 als Nachfolger von Friedrich von Wieser nach Wien berufen.
Mayer war laufend in Grabenkämpfe mit seinem Kontrahenten Othmar Spann verwickelt und stand ebenso zu Mises in einem gespannten Verhältnis. Trotz seiner geringen Anzahl an akademischen Beiträgen – Mayer verfasste kaum mehr als eine Handvoll Aufsätze und einige Artikel in der vierten Auflage des Handwörterbuches der Staatswissenschaften – wurde er 1927/1928 zum Dekan ernannt und erhielt Rufe nach Frankfurt (1927), Bonn (1932) und Kiel (1933). Schon in mittleren Jahren stieg er in die höchste Bezugskategorie auf. Friedrich von Wieser hatte Hans Mayer mit allen Möglichkeiten gefördert. Der einflussreiche Mentor entwickelte zu Mayer eine Art Vater-Sohn Verhältnis. Nach Wiesers Tod bezog Mayer dessen nachgelassenes Haus im 19. Wiener Gemeindebezirk. Doch der großgewachsene, schlanke, rotblonde Beau mit der gewinnenden äußeren Erscheinung konnte die wissenschaftlichen Erwartungen nicht erfüllen. Er blieb ein Einzelgänger mit spürbarer Distanz zu den meisten anderen Mitgliedern der Österreichischen Schule.
Die Urteile über Mayer sind im Großen und Ganzen ungünstig und nicht frei von persönlichen Ressentiments. Aus der Sicht der Emigrierten verkörperte Mayers Werdegang die dunkle Seite desjenigen Landes, aus dem sie vertrieben worden waren: Die Günstlingswirtschaft, die verhaltene Leistungsbereitschaft, die eitle Selbstgefälligkeit und der offensichtliche Opportunismus, der es Mayer offenbar schadlos gestattete, insgesamt fünfmal entsprechende Diensteide auf die unterschiedlichen Regime zu leisten.

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